Neulich im Bett (German Edition) by Eva Völler

Neulich im Bett (German Edition) by Eva Völler

Autor:Eva Völler [Völler, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-29T16:00:00+00:00


Noch ein guter Rat

Eines Nachmittags, als sie vom Einkaufen nach Hause kam, fand sie Zacharias in ihrem Wohnzimmer vor, inmitten des dort herrschenden üblichen Chaos.

Er hockte zusammen mit Nico auf dem Fußboden und spielte Memory.

"Oh, hallo", sagte sie, konsterniert beim Anblick des roten und des blonden Haarschopfs.

"Tag", sagte er lächelnd und wies auf sein Gipsbein. "Ich darf doch sitzenbleiben, oder?"

Amanda nickte überrumpelt. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass er unangemeldet bei ihr zu Hause auftauchte.

Marlene war in der Küche beim Kaffeekochen. Ihr erhitztes Gesicht, fast so rot wie ihr Kaftan, sprach Bände.

"Dieser Herr Hansen ist aber nett", zischte sie. "Warum hast du mir nicht erzählt, dass deine Freundin einen so reizenden Bruder hat?"

Sie schwebte förmlich mit dem Kaffeetablett zurück ins Wohnzimmer. "Bleiben Sie nur da unten sitzen", flötete sie, während sie ihm eine Tasse und ein Schälchen mit Keksen reichte, und: "Überanstrengen Sie bloß nicht Ihr Bein!"

"Ich hab schon wieder gewonnen", erklärte Nico.

"Im Memory ist er unschlagbar", sagte Marlene stolz. "Er ist ja sooo intelligent! Nur mit dem Töpfchen hapert's noch."

"Mama kauft mir einen Löwen", lenkte Nico lauthals ab.

"Wirklich?"

"Einen echten", bekräftigte Nico. "Er schläft bei mir im Bett."

"Hast du keine Angst, dass er dich beißt?"

Nico überlegte gründlich, anschließend sagte er mit der unbestechlichen Logik seiner drei Jahre: "Dann beiß ich zurück!"

Zacharias lachte und zauste Nico die Haare. Dann wandte er sich an Amanda. "Ich würde gern mit dir unter vier Augen sprechen."

Sie blickte sich hilfesuchend um. Große Auswahl hatte sie nicht. Im Flur hatte Hansi sich ausgebreitet. Das Schlafzimmer schied ebenfalls aus; mit der Bettkante in den Kniekehlen ließ es sich nicht gut reden. Das Bad kam nicht in Frage, denn zwischen Klo und Wanne war nicht genug Platz für zwei Personen. Blieb nur die Küche, in der auf allen verfügbaren Flächen noch die Reste vom Frühstück und vom Mittagessen herumstanden. Später würden noch die vom Kaffee und vom Abendbrot dazukommen, bevor unter großem Gestöhn der Abwasch in Angriff genommen werden würde. Marlene war, was das kleine und große ABC der Hauswirtschaft betraf, die reinste Analphabetin, genau wie Amanda.

Vielleicht ein kleiner Bummel draußen im Park, bei dem schönen Wetter? Dann fiel Amandas Blick auf die Krücke neben Zacharias' Gipsbein. Die Idee war wohl doch nicht so gut.

Marlene nahm ihr die Entscheidung ab. Sie fasste Nico bei der Hand.

"Höchste Zeit für unseren Nachmittagsspaziergang", behauptete sie.

"Wir waren doch schon draußen", widersprach Nico.

"Frische Luft kann man nie genug kriegen", belehrte Marlene ihren Enkel.

"Ich will nicht raus! Ich will hierbleiben und Memory spielen!" Die letzten Worte kamen als schrille Schreie heraus. Ein erstklassiger Tobsuchtsanfall bahnte sich an.

Marlene versuchte, ihn zu überzeugen. "Hansi möchte aber raus. Schau mal, er wartet schon an der Tür." Das traf zu. Hansi, ein kluger Hund, hatte die Worte Spaziergang, draußen und raus sofort richtig eingeordnet und war ohne zu zögern zur Wohnungstür gehechtet.

"Ich kauf dir auch ein Eis!"

Nico dachte nach. "Auch einen Löwen?"

Schweigen. Was nun? Eine Notlüge? Das konnte sich bei Kindern in diesem Alter als Bumerang erweisen. Log man den Kleinen was vor, logen sie bald zurück.



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